Hindu Love Gods – s/t
Giant Records 1990
Es sollte dieses Album eigentlich nicht geben – von dieser Band, die es eigentlich nicht gab. Die Erklärung für diesen seltsamen Satz liegt in der Besetzung. Hin und wieder treten bekannte Künstler unter einem Pseudonym auf, um wieder einmal in einem kleinen Klub spielen zu können, direkten Kontakt mit ihrem Publikum haben zu können. Für die Hindu Love Gods waren es insgesamt drei Konzerte in sechs Jahren, alle in Athens, Georgia.
Es spielten in ihrer Heimatstadt Peter Buck an der Gitarre, Mike Mills am Bass und Bill Berry am Schlagzeug – besser bekannt als drei Viertel von R.E.M. Statt Michael Stipe übernahm ein Freund namens Warren Zevon, einer der begnadetsten Westcoast-Musiker der Rock-Geschichte, die Vocals und die zweite Gitarre. Jene Unglücklichen, die ihn nicht kennen, erinnern sich vielleicht an seinen kleinen Hit „Werewolves of London“, von dem sich Kid Rock das Klaviermotiv entlehnte und daraus den Monster-Hit „All Summer Long“ machte.
Buck, Mills und Berry fungierten 1987, also zu einer Zeit als sie Alternative-Stars, aber noch keine Superstars waren, als Back-up-Band für Zevons Album „Sentimental Hygiene“. In einer betrunkenen Nacht jammten sie im Studio aus Spaß weiter und irgendjemand ließ offensichtlich das Band laufen. Sie spielten zehn Cover-Songs, fast alle davon alte Blues-Klassiker. Robert Johnsons „Walkin´ Blues“ eröffnet das Album, Willie Dixons „Wang Dang Doodle“ kommt später ebenso wie Muddy Waters´ “Mannish Boy“. Aus der eigenen Zeit klopften sie Prince´s „Raspberry Beret“ als Rock-Nummer herunter – so inspiriert, dass sie es später damit auf Platz 23 der US-Modern-Rock-Charts brachten.
Vier Vollblut-Musiker spielen nicht mehr ganz nüchtern Blues-Rock, nur aus Freude an der Musik und ohne jede Absicht, jemals etwas davon zu veröffentlichen. „It took us about as long to do as it takes to listen to,” sagte Bill Berry später. Es dauerte drei Jahre lang, bevor sie es sich anders überlegten und die Aufnahmen für das kleine Label Giant Records freigaben. Was für ein Glück für die Wenigen, die Notiz von diesem obskuren Album nahmen.
R.I.P. Warren, I still miss you.
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