David Johansen – In Style
Blue Sky 1979
1976 brach die Glam-Rock- und Proto-Punk-Legende New York Dolls auseinander und Sänger David Johansen begann eine Solo-Karriere. Etwa zehn Jahre später mutierte er weiter zu Buster Poindexter, um Swing und Jump-Blues-Nummern zum Besten zu geben oder in „Scrooged“ als Ghost of Christmas Bill Murray im Taxi in dessen Kindheit zu chauffieren.
Dazwischen lieferte er aber einige feine Rockalben ab – mit „In Style“ als Höhepunkt. Sein Debut als Solokünstler fiel ebenfalls famos aus, floppte aber in den Plattenläden total. Beim Nachfolger „In Style“ lenkte er daher ein wenig in Richtung Mainstream und verbreiterte vor allem den musikalischen Stil. Mit „Swaheto Woman“ findet sich sogar so etwas ähnliches wie ein Disco-Song im Katalog. Diesen und drei andere Titel schrieb er zusammen mit seinem alten Kollegen Sylvain Sylvain aus New York Dolls-Tagen. Mick Ronson, einst Spider of Mars bei David Bowie, lieferte die Gitarrenarbeit und produzierte. Dessen alter Kumpel aus Mott The Hoople-Zeiten, Ian Hunter, schaute auch im Studio vorbei. All the old dudes eben.
Rausgekommen ist ein Album, das ein wenig an die Rolling Stones der späteren 70er Jahre erinnert. Nur, dass David Johansen die bessere Stimme hat und „In Style“ inzwischen zeitlos geworden ist. Das Album könnte allerdings auch „In Styles“ heißen. Der Opener „Melody“ startet radiotauglich, aber schon auf dem Nachfolgetrack „She“ kann Johansen den Rocker in sich nicht mehr zurückhalten. „Big City“ mit seinem swingenden Saxofon lässt bereits den späteren Poindexter erahnen, während es im Titeltrack wieder ordentlich zur Sache geht.
Das Album ist also keine Fortsetzung der New York Dolls, sondern das Auseinandersetzen eines begabten Musikers mit verschiedenen Einflüssen von Reggae bis zu 60s-Girl-Group-Pop, ohne seine Wurzeln zu durchtrennen. Und Johansen zeigt in den verschiedenen Stilen, was für ein großartiger Sänger er ist. Vom Uptempo-Fetzer „Wreckless Crazy“ bis zur stimmigen Ballade „Flamingo Road“ prägt er alles mit seinem mächtigen Organ. Vor allem aber hat er mit diversen Partnern zehn erstklassige Songs abgeliefert, die trotz diverser Stile die Jahrzehnte bestens überdauert haben, mittlerweile sogar eher zeitlos sind.
Und wer Gefallen daran findet – live war er damals noch besser. Nachzuhören auf „Live it up“ mit diversen Neuinterpretationen von 60er-Jahre-Klassikern.
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