The Comsat Angels- Waiting for a Miracle
Polydor 1980
Das erste Album von Joy Division, im Juni 1979 veröffentlicht, hinterließ im britischen Post-Punk sofort tiefreichende Spuren. Später berühmt werdende Bands wie U2 oder The Cure hörten sich auf ihren Erstlingswerken stark nach Epigonen der Dark Wave-Propheten aus Manchester an, aber auch vergleichsweise unbekanntere Band wie The Sound oder The Chameleons ließen „Unknown Pleasures“ offensichtlich gleich für Monate auf ihrem Plattenteller liegen.
Das gilt in gewissem Maße auch für die Comsat Angels und ihr Debut. 1978 in Sheffield gegründet entwickelten sie eine eigene Lesart der gerade entstandenen New Wave. War der Sound von Joy Division kühl und düster, war jener der Comsat Angels noch ein wenig kühler, aber gleichzeitig von im Post-Punk bis dahin ungehörter Eleganz. Jene Eleganz, die der Sparsamkeit entspringt, wenn man genau weiß, was weggelassen werden kann. Auf „Waiting for a Miracle“ ist jeder Ton essentiell. Glasklar kommt die Musik, ohne die aus dem Punk stammende Wucht, aber umso mehr mit der Schärfe einer Rasierklinge sezierend. „Sometimes I feel out of Control“, lautet eine Textzeile, aber die Musik hört sich nach dem exakten Gegenteil an.
Sänger Stephen Fellows mochte nicht das Charisma von Ian Curtis besessen haben, aber die Musik entwickelte einen ähnlichen Sog. Sie nahmen sogar die Entwicklung vorweg, die Joy Division erst im zweiten Album vollzogen: Die Integration des Synthesizers in die gitarrenorientierte Fraktion des Post-Punks.
Letztlich entscheidet sich die Qualität eines Albums auch immer im Songwriting. Die erste Plattenseite von „Waiting for a Miracle“ ist schlicht großartig: Songs wie „Independence Day“, „Total War“ oder der Titel-Track hätten das Zeug zu ewigen New Wave-Hymnen gehabt, die zweite Seite ist nur mehr gut.
Sie tourten damals viel von England bis Island, teilweise mit U2 als Opening Act. Später beriefen sich Bands wie The Editors, Interpol oder die Arctic Monkeys auf sie, doch der kommerzielle Erfolg blieb den Mannen aus Manchester versagt. „Waiting for a Miracle, but nothing ever happens“, heißt es in der Titelzeile. Der Satz erwies sich als prophetisch: Obwohl sie bis 1995 Musik produzierten, blieben sie weitgehend unter der Wahrnehmungsschwelle.
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