Stiff Records 1980
Sie spielten seit 1974 Cover-Songs von Bob Dylan, The Band oder amerikanische Rock´n´Roll-Standards. Im Nordwesten von England. Die Punk-Welle machte ihnen klar, dass sie plötzlich ziemlich altbacken klangen und dass man nicht Dylan sein musste, um Songs selbst zu schreiben.
Ihr Gitarrist und Sänger Clive Gregson verfasste „Yesterday´s love“, und siehe da, die BBC spielte den Song. Plattenfirmen interessierten sich plötzlich für Any Trouble, aber sie gingen natürlich zu Stiff Records. Wohin auch sonst, wenn der Frontmann eine schwarze Hornbrille trägt? Gregson erinnerte nicht nur optisch an Elvis Costello, sie klangen auch ähnlich.
Ihr Debut „Where are all the nice girls?” ist ein Album mit zeitlosem Gitarren-Rock, hie und da ein wenig Ska und ganz zart ein paar Tupfer New Wave. Manche Songs Uptempo, aber auch einige Balladen. Aber vor allem ist es ein Album voll mit Hooklines. Es schwelgt in den Melodien, haut einen eingängigen Refrain nach dem nächsten hinaus, ohne jemals platt zu werden.
Routinier John Wood mit Erfahrung von Fairport Convention über Cat Stevens bis zu Pink Floyd produzierte zurückhaltend und ohne Keyboard-Firlefanz. Zwei fallweise eingesetzte Background-Sängerinnen waren die einzige Ergänzung zum Sound zuhause im Local Pub. Die Qualität der Songs sprach für sich selbst und der Melody Maker urteilte völlig zurecht: „ Best Stiff album since Elvis Costello´s My Aim Is True”. Leider verkaufte es sich nicht wie “My Aim Is True”.
Fünf weitere Alben folgten im Lauf der nächsten 35 Jahre, aber keines erreichte nur annähernd die Dichte an zündenden Refrains und frischem, unbekümmertem Rock. Aber „Where are all the nice girls?“ bleibt. AllMusic urteilt mit dem Abstand von Jahrzehnten: “Still sounds fresh, engaging and exciting, packed with sharp tunes and clever observations.”
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