The Rezillos – Can´t stand the Rezillos

Sire Records 1978
J Mascis, der Bandleader der Alternative-Rock Legende Dinosaur Jr., meinte „Can´t stand the Rezillos“ sei das beste Album, das Sire Records je herausgebracht hätte, und außerdem hätte es das „hottest bass playing ever“. Sire, das sollte man mit einkalkulieren, hatte Bands wie die Ramones, Talking Heads, The Cure oder The Smiths unter Vertrag. Also eine Bande durchgeknallter Kunststudenten, die es in dieser Zusammensetzung nur zu einem einzigen Album schafften, über diesen Legenden?
Man stelle sich eine schottische Mischung aus den Ramones und den B-52´s vor, voller Energie, aber niemals ernst, und mit Faible für den Trash der 60er Jahre – dann nähert man sich den Rezillos. Sie waren Punk, aber trotz des vollen Tempos viel zu gut gelaunt für den Nihilismus, sie waren ein wenig New Wave, aber mit Liebe zum Rock´n´Roll der 50er Jahre und zum Beat der 60er. Typisch waren auch ihre Bühnenkostüme, die mehr nach Mary Quant als nach Malcolm McLarens Boutique aussahen. Zu den Rezillos tanzt man nicht Pogo, sondern Rock´n´Roll, aber nach drei Minuten braucht man mangels Atemluft eine lange Pause.
Basis ihrer regionalen Bekanntheit waren ihre energiegeladenen Live-Konzerte. Im September 1977 spielten sie in Glasgow vor 3500 Zusehern als Vorband mit einer einzigen selbst finanzierten Single den Hauptact schwer an die Wand. Das waren immerhin die Stranglers und der Talente-Scout von Sire nahm sie unter Vertrag.
Das Album wurde in New York eingespielt, Labelchef Tony Bongiovi wollte selbst produzieren, aber erkrankte. So übernahm der Toningenieur Bob Clearmountain den Großteil der Aufgabe. Man kennt ihn vielleicht aufgrund seiner späteren Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen, den Rolling Stones oder David Bowie. Er machte keinen schlechten Job, aber die Live-Energie der Rezillos im Studio zu konservieren war wie einen Wasserfall in kleinen Flaschen abzufüllen.
Auf dem Album finden sich drei Coversionen: „I like it“ von Gerry and the Pacemakers, ein atemloses „Glad all over” der Dave Clark Five und die B-Seite einer Single von Earl Vince and the Valiants. Bekannter wurden sie eher als Fleetwood Mac. “Somebody´s gonna get their head kicked in tonight“ in der Version der Rezillos musste einige Leute nachhaltig beeindruckt haben, denn 24 Jahre später fand es sich – textlich durchaus passend – im Soundtrack von „Jackass: The Movie“.
Als Single wurde damals aber „Top of the Pops“ ausgewählt – untypischerweise mit einem eher ernsten Text:
Take the money
Leave the box
Everybody’s on Top Of The Pops
There’s one
Born every day
Same song
Then they fade away
Ding-dong
What’s the future in
The pop music industry?
Ironischerweise schaffte es die Single im UK auf Platz 17 und daher traten die Rezillos damit ausgerechnet in dieser BBC-Sendung auf.
Es blieb ihr einziger Erfolg: Die Tour wurde wegen Streitereien abgebrochen und am Jahresende 1978 gab die Band in Glasgow ihr Abschiedskonzert. Die Aufnahmequalität ist schlecht, aber Teile erschienen als Live-Album „Mission accomplished … but the beat goes on“. In der CD-Fassung von „Can´t stand the Rezillos“ ist es mit enthalten und man bekommt trotz des dürftigen Sounds einen Eindruck, was für eine Live-Macht die Rezillos gewesen sein mussten (einen kurzen optischen Einblick bietet trotz der armseligen Soundqualität auch das zweite Video aus dem Old Grey Whistle Test).
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