Montag, 14. März 2022

The Records - Shades In Bed

 

The Records – Shades in Bed

Virgin 1979

Die britische Rockmusik 1979: Die Clash veröffentlichen ihr Opus magnum „London Calling, Joy Division definieren mit ihrem ersten Album die Düsternis neu, und selbst über dem Atlantik singt der ewige Hippie Neil Young auf „Rust never sleeps“ von Johnny Rotten.

Gleichzeitig versuchen sich vier nicht mehr ganz taufrische Engländer mit melodietrunkenem Zusammenspiel aus Lead- und Rhythm-Guitar und selbst Background-Chorgesang in Falsett-Lage ist erlaubt. Passend kommt er aus Köpfen mit Vokuhila-Frisuren obendrauf und sogar ein Pony ist auf den Fotos zu sehen. Die darauf abgestimmten Texte bewegen sich zwischen „Girl“ und „Girls that don´t exist“, und, wenn es wirklich unerfreulich wird, handeln sie von „Insomnia“.

Nein, sie passten ebenso gut in die Zeit wie die letzten Münz-Fernsprecher heute in unseren Straßen. Allerdings – sie schrieben einige der perfektesten Power-Pop-Songs aller Zeiten, von Komponist John Wicks auf zündende Gitarren-Hooks aufgesetzt.

Die Band entstand 1978 aus den Resten der Pub-Rock-Veteranen Kursaal Flyers. Der erste Job fand sich als Backing-Band für die Brenda Lee der New Wave, Rachel Sweet, auf der „Be Stiff-Tour 1978“. Dabei entschied man sich für den mäßig originellen und heute nicht mehr wirklich Google-tauglichen Bandnamen „The Records“. Nach eigenen Angaben orientierte man sich vor allem an Big Star, Badfinger und dem „Revolver“-Album der Beatles. Die 3-B-Regel sozusagen. Soundmäßig wurden die Searchers als Vorbild herangezogen, die davon so überzeugt waren, dass sie gleich den Song „Hearts in her eyes“ übernahmen.

Virgin Records biss an und schickte ihnen Robert „Mutt“ Lange als Produzent, der später alles Mögliche von AC/DC bis Britney Spears im Studio betreuen sollte. Er war der richtige, um die Byrds- und Big Star-Gitarrenriffs, den 60er-Chorgesang und die 79er-Energie, der sich die Band natürlich nicht gänzlich entziehen konnte, zusammenzuführen.

Prunkstück des Albums ist die Single „Starry Eyes“, das auf AllMusic als „ a near-perfect power-pop song“ bezeichnet wird. Manche hören allerdings ein wenig von „Do anything you wanna do“ von Eddie + The Hot Rods heraus, aber was soll´s: Es ist Popmusik. „

Teenarama“ steht ebenso perfekt für den Anspruch der Records: Süffige Gitarren-Riffs treffen auf 60er-Melodien. Bei einigen anderen Songs orientierte sich die Band laut eigener Website an Wreckless Eric und für den Rest überarbeitete man alte Kursaal Flyers-Stücke.

Es reichte mit „Starry Eyes“ für Platz 56 in den Billboard-Charts und zwei fast ebenso gute Nachfolgealben, die noch weniger bemerkt wurden. Was gar nicht so einfach war.

Die Band löste sich 1982 auf und nicht nur „The Rawk“ fragt sich: „Why these songs did not change the way of life is beyond understanding“.




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