Writz – s/t
Electric Record Company 1979

Writz ist eine britische New-Wave-Band, die auf halber Strecke am Weg von 10cc zu den B-52s zu verorten ist. Zumindest, wenn der Weg strikt auf britischem Territorium bleibt.
Das Debutalbum, das auch das einzige bleiben sollte, bietet ungemein charmanten, durchgeknallten und eingängigen Retro-New-Wave-Pop mit Elementen aus Musical, Filmmusik, Vaudeville. Zwar gaben sie später an, den Wahnwitz ihrer Bühnenshows mit Wrestling-Ring, Feuerschlucker und Krankenschwester nur ungenügend auf das Album übertragen zu haben, aber es sprüht dennoch vor Originalität und Charme.
Opener ist die von Godley + Creme produzierte Single „Night Nurse“, die beschwingt tanzend und kieksend und mit eingängigen Refrains eines der absoluten Highlights bietet. „Luxury“ ist vorwärtsgaloppierender Art-Pop mit einem zauberhaftem 60s-Refrain. Für mich der beste Track – der sehr starken Konkurrenz eine Nasenlänge voraus. „Swinging with the reptiles“ setzt auf Nile Rodgers-artige Gitarren-Licks, scharfe Bläser treiben die Musik voran, bis es im Refrain kulminieren kann. „Drive away“ stolpert New-Wave-mässig dahin und lebt wie viele Tracks unter anderem auch vom B52s-artigen Zusammenspiel aus dem Gesang von Steve Fairnie und seiner Frau Bev Sage. Mit „Super Heroes“ folgt noch ein Uptempo-Popsong mit schrillem Sirenen-Backgroundgesang und den würdigen Abschluss von Seite 1 bildet „Movies“, eine wilde Mischung aus 60er-Filmmusik und den Sparks auf Speed.
Seite 2 wird eröffnet von „Robberoni“: Musical meets Fred Schneider meets Kate Pierson. Bei „Private Lives“ sprüht der Retro-Charme weiter und man hüpft genüsslich zwischen 1965 und 1979 hin und her. „TV Times“ baut sich langsam auf bis zum auf eingängigen, mehrstimmigen Refrain mit Bev Sage in der Rolle als Computerstimme anno 1979. „Muscle Culture“ beschliesst das Album.: Steve Fairnie gibt den aufgeregten Prediger vor einem Frauenchor, dann wird daraus ein Pop-Song, der langsam in sowas wie Sphären-Marschmusik kippt, und wieder zurückkommt. Das Ganze ist vielleicht etwas lang geraten, die letzte Minute hätte niemandem gefehlt, aber vielleicht brauchte man sie damals in der Bühnenshow.
Das Ganze hört sich an wie New-Wave-Pop mit Cabaret- und Retro-Feeling – ungemein unterhaltsam und mit catchy Hooklines. Die Musik hat Tiefgang wie ein pralles Schlauchboot, aber es macht Spas
s wie eine Wasserrutsche, und genauso sicher wie man dort nasse Badekleidung mitnimmt, verlässt man dieses Album mit etlichen Songs im Ohr.
Nach einem Namensstreit mit einer US-Band machte Writz noch für zwei Singles als Famous Names weiter. Steve Fairnie gründete daraufhin mit seiner Frau die Techno Twins und starb 1993 an einem Asthma-Anfall; der zweite Bandleader, Steve Rowles wurde CEO einer Telekom-Firma.
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