Material – One Down
Celluloid/Elektra 1982
80er-Jahre-Disco trifft Free-Jazz trifft Funk trifft Avantgarde-Rock. So in etwa könnte man den Sound von Material zusammenfassen.
Und das alles wurde gespielt von hervorragenden Musikern. 1979 gegründet, wurde Material bald zur Begleitband für den Psych-Rocker Daevid Allen (Gong) und fungierte dann als Hauscombo des New Yorker No-Wave-Labels Celluloid. Später arbeitete Keyboarder Michael Beinhorn mit den Red Hot Chili Peppers oder Hole, Fred Maher und Robert Quine wechselten unter anderem zu Lou Reed. Bandleader und Bassist Bill Laswell sollte im weiteren Verlauf mit so unterschiedlichen Musikern wie Herbie Hancock, Iggy Pop, George Clinton, Brian Eno, Mick Jagger oder Motörhead zusammenarbeiten.
Sein Werk stand immer unter dem Motto „Collision Music“, was er mit dem Satz „Nothing is true, everything is permitted“ verdeutlichte. So brachte er später den Rapper Afrika Bambaata mit John Lydon aka Johnny Rotten zusammen.
Auf „One down“ eröffnet die göttliche Nona Hendryx, die vorher mit Patti LaBelle in deren gleichnamiger Soul/R+B-Gruppe sang. Auf „I´m the one“ zupft Nile Rodgers entspannt eines seiner typischen Disco-Riffs, während im nächsten Track „Time out“ Avantgarde-Jazz-Rocker Fred Frith mit einem seiner exzentrischen Gitarren-Soli den Kontrapunkt zu den Vocoder-Vocals setzt. Später, beim Song „Memories“ des Soft Machine-Bassisten Hugh Hopper, gibt die blutjunge Whitney Houston ihr Plattendebut und Free Jazzer Archie Shepp bläst dazu das Tenor Saxofon. So geht Cross-Over.
Gegenüber den ersten Veröffentlichungen der Band wirkt „One Down“ zugänglicher und fast schon Disco-geeignet. Kurz zuvor hatte man das wunderbare und ebenfalls eingängige „Bustin´out“ auf EP herausgebracht, das auf der CD-Veröffentlichung als Bonus-Track enthalten ist. Das Album klingt heute natürlich nicht mehr so innovativ wie 1982, aber manches hier Gehörte ist später in den musikalischen Mainstream aufgenommen worden. Laswell hatte schon vorher auf Herbie Hancocks „Future Shock“ gezeigt, in welche Richtung es gehen kann – siehe „Rock it“. Hier lebte er es voll aus.
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