Dienstag, 11. Oktober 2022

The Kane Gang - The Bad and Lowdown World of

 

The Kane Gang – The Bad and Lowdown World of

Kitchenware Records 1984

In der poporientierten Abteilung des UK-Post-Punk entdeckte man in den frühen 80er Jahren die melodischen Qualitäten des Souls. Soft Cell landeten mit dem Gloria Jones-Cover „Tainted Love“ einen Welthit, die Dexy´s Midnight Runners kamen mit einem Tribut an Soul-Sänger Geno Washington in die Charts, Paul Weller gründete nach dem Ende von The Jam das Style Council und Green Gartside aka Scritti Politti ließ sich sogar von Arif Mardin produzieren, um „Pray like Aretha Franklin“ realisieren zu können.  Auch für den Funk konnten sich manche neuen Bands begeistern: Auf der einen Seite die Avantgarde mit The Pop Group und A Certain Ratio, auf der anderen Seite jene, die in die Hitparade wollten, wie ABC.

In die Pop-Abteilung wollte auch das 1982 gegründete und aus dem Nordosten Englands stammende Trio The Kane Gang. Man holte sich für das Debut-Album „The Bad and Lowdown World of“ Pete Wingfield als Produzenten, der schon mit den Dexy´s Midnight Runners Furore gemacht hatte. Bis auf einen Titel sind alles Eigenkompositionen und beim Cover griff man gleich in die Vollen: Nichts Geringeres als „Respect Yourself“ von den Staple Singers sollte es sein und siehe da, die Interpretation der Neulinge konnte gegenüber dem großen Original mehr als bestehen, führte es sogar behutsam in die 80er.

Natürlich klingt das Album nach den 80er Jahren. Schon im Eröffnungstrack „Gun Law“ böllern die Synth-Drums los und ABC sind nicht weit. Aber, mit Verlaub, ein größeres Kompliment gibt es im Pop dieser Zeit eigentlich nicht. Einen Track weiter in der Ballade „Take this Train“ nehmen Kirchenorgel und Chöre Anleihen im Gospel, während es im Anschluss bei „How much longer“ mit Hilfe der scharfen Synthies und einer Nile Rodgers-Gitarre geradewegs auf die Tanzfläche geht.

Im Gegensatz zur meist gute Laune machenden Musik stehen die Coverfotos mit sepiafarbener Tristesse und Songtitel wie „Losersville“ und „Small Town Creed“. Doch die Qualität des Albums liegt vor allem im Songwriting: Es sind nur gute (drei) und großartige (sechs) Songs auf diesem Album, kein einziger Ausfall, kein Füller.

The Kane Gang erreichten als beste Platzierung einen Platz 12 für „Closest Thing to Heaven“ in ihrem Heimatland. Drei Jahre später veröffentlichten sie ein insgesamt noch weniger beachtetes Nachfolgealbum. Sie haben die Musikgeschichte nicht umgeschrieben, aber mit Bad and Lowdown World ein besonders feines Stück soullastigen 80er Pop hinterlassen.

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