Samstag, 8. Oktober 2022

King´s X - Ear Candy

 

King´s X – Ear Candy

Atlantic Records 1996

Zugegeben, Metal weist viele Subgenres auf, aber in den meisten entsprechen die Vocals doch nicht ganz dem deutschen Wort „Gesang“. Es wird mehr gebrüllt, manchmal nähert man sich auch den Kriegsschreien der Orks. Dass es auch anders geht, beweist die amerikanische Band King´s X. Der Gesang kommt meist sanft, immer wieder auch mehrstimmig und man würde ihn eher Beat-Nummern der 60er-Jahre zuordnen als dem US-Metal.

Aber der Begriff Metal greift bei King´s X ohnehin zu kurz: Psychedelia, Prog-Rock und Soul fliessen in ihre Musik ein, aber die Gitarren krachen dennoch meist im Distortion-Klang des Heavy Metal. Das 1979 gegründete Trio veröffentlichte im Laufe ihrer Karriere 13 Alben und schaffte es dennoch, außerhalb einer treuen Fan-Base weitgehend unbekannt zu bleiben. Später beriefen sich dann Grunge-Bands wie Pearl Jam oder The Smashing Pumpkings ebenso wie die Prog-Rocker Dream Theater auf sie als Vorbilder, aber King´s X blieb der kommerzielle Erfolg versagt.

Unter ihren Fans gilt ihr zweites Album „Gretchen goes to Nebraska“ üblicherweise als ihr bestes Werk. Für mich ist ihre sechste LP „Ear Candy“ noch höher anzusetzen. Der Grund ist einfach: Das Songwriting überzeugt mich noch mehr. Das Album strotzt nur so von Ohrwürmern, wenn es auch stilistisch heterogener als üblich ausfällt. Da kommen ruhige Balladen mit Beatles-Harmonien  („What I´m gonna do) vor Funk-Einflüssen („Sometime“), gefolgt von Metal-Krachern („A Box“) und dem hitverdächtigen „Looking for love“, das frühere einmal vielleicht der beste Song von Grand Funk Railroad gewesen wäre. Kurz gesagt: Nie waren King´s X so poppig wie auf „Ear Candy“, auch wenn sie die Härte in ihren Riffs nie verlieren.

Echten Hardcore-Metal-Fans werden sie zu weich sein. Für mich hat seit Black Sabbath (mit Ausnahme von Metallica´s Black Album“ kein Metal-Album diese melodische Qualität aufgewiesen. Wie heißt es  auf Sputnik Music so treffend: „If King´s X is the most underrated band, then Ear Candy is their most underrated album.”

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