HeeBeeGeeBees – 439 Golden Greats
HeeBeeGeeBees Records 1981
Und heute ein besonderes Schmankerl oder, wie unsere Nachbarn sagen, ein Leckerbissen. „439 Golden Greats – Never mind the Originals, here´s the HeeBeeGeeBees“ ist nicht weniger als das lustigste Album der Rockgeschichte.
Die Musikparodie ist ein beliebtes Genre von Weird Al Yankowic bis zu Otto Waalkes. Normalerweise nimmt man eine beliebte Melodie eines bekannten Künstlers und macht einen neuen, hoffentlich lustigeren Text. „Like a surgeon, cuttin´for the very first time“, hieß es bei Weird Al, als er Madonnas “Like a Virgin” unter dem Messer hatte.
Die HeeBeeGeeBees (auf Deutsch etwas, das einen schaudern lässt) gingen weiter. Sie weiteten die Parodie auf die Melodie und die Instrumentierung aus. Auf „439 Golden Greats“ werden zwölf Interpreten so persifliert, dass man meint, man höre einen neuen Song von ihnen. Nur mit einem Text zum Niederbrechen und manchmal auch musikalischen Ideen, die das gewohnte Konzept ironisieren. Man höre sich nur das Ende von „Boring Song“ an, dem Beitrag von Status Quo – pardon Status Quid.
Dazu kommt, dass auch der Gesang gut parodiert wird. Paradebeispiel sind die namensgebenden Bee Gees, die das Album mit „Meaningless songs in very high voices“ beginnen. Alles davon ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die zweite Seite der LP eröffnen sie ebenfalls – diesmal mit der existentialistischen Erkenntnis: „Ah-ah-ah, Ah-ah-ah, Ah-ah ah-ah-ah, We are here. You are there. Isn’t life weird?“
Dazwischen hört man David Bowwow, der behauptet, er sei „Quite ahead of my time“ und die PeeCees (Police), die „Too depressed to commit suicide“ sind. Was sie nicht davon abhält, Stewart Copelands typisches Drum-Spiel ad absurdum zu führen.
Am Ende kommen zum großen Finale Bob Vylan und Neil Dung live auf die Bühne, um dem „Bird of Peace“ zu huldigen: „ I saw the Bird of Peace the other day, flying through the sky, pursued by people who hate him. They took their guns and shot him down. I found the Bird of Peace on the ground, and ate him. Oh Bird of Peace, you tasted real good, I had you with mint sauce. All my friends ask me how I feel? Well, I feel Peace-full of course.” Dean Martian sollte auch noch auf die Bühne kommen, schafft es aber nicht, man hört nur das Whiskyglas scheppern. Und ganz am Ende kommt noch die unerwartete Fortsetzung eines früheren Brüllers.
Hinter den HeeBeeGeeBees stehen drei britische Komiker aus der Serie „Radio Active“. Angus Deayton schaffte im Anschluss eine veritable Radio- und TV-Karriere; Michael Fenton Stevens erreichte später einen UK-Nummer-Eins-Hit mit „The Chicken Song“ aus „Spitting Image“ und Philip Pope, der musikalische Kopf, war später erfolgreich mit Film- und Fernseh-Musik – etwa für „Dirk Gently´s Holistic Agency“ – ein Werk des großen Humoristen Douglas Adams. Die drei bildeten das Ensemble Garry, Norris und Dobbie Cripp. Für die perfekte musikalische Umsetzung sorgten Studiomusiker aus dem Umfeld von 10cc und Sad Café.
Das Album war erfolgreich in Australien, der Heimat der Brothers Gibb, und blieb im Rest der Welt schmählich unbeachtet. Ein CD-Re-Issue aus 2011 kombinierte es mit dem etwas schwächeren zweiten Album, das damit noch immer lustiger als alles andere ist, was sonst als Musikparodie firmiert. Doch die Vinylfassung von „439 Golden Greats“ enthält die Lyrics und die sind seit 40 Jahren eine beständige Quelle der Erheiterung für unsere gesamte Familie, denn dieser brillante Humor funktioniert generationenübergreifend. „Another end…“