Mittwoch, 15. März 2023

Nona Hendryx - s/t

 

Nona Hendryx – Nona

RCA 1982

Nona Hendryx war die auf der einen Seite von Patti LaBelle (auf der anderen Seite stand Sarah Dash), als sie 1974 mit „Lady Marmelade“ einen Nummer-Eins-Hit landeten. „Voulez-vous coucher avec moi, ce soir?“ und so. Zwei Jahre später war Schluss mit Labelle und Hendryx versuchte es mit einem rocklastigen Solo-Album, das völlig erfolglos blieb. Daraufhin arbeitete sie für weiße Künstlern wie Material und den Talking Heads und ließ sich Zeit.

Erst 1982 brachte sie mit „Nona“ ihr zweites Solo-Album heraus, aber dafür kam sie gleich mit einem All-Star-Ensemble zurück. Bill Laswell, Fred Maher und Michael Beinhorn von Material bildeten den Kern; dazu kamen Leute wie Nile Rodgers, Bernie Worrell (Parliament, Funkadelic), Tina Weymouth (Talking Heads), Nancy Wilson (Heart), Sly Dunbar oder Laurie Anderson.

Uns so klingt das Album auch. Die eine Hälfte ist perfekter 80er-Jahre-Disco-Funk. Da sitzt jeder Ton, jeder Beat genau dort, wo er soll. Der Opener „B-Boys“ katapultiert einen sofort auf die Tanzfläche. Es wummern die Bässe, es blubbern die Synthies. Und Nona Hendryx´ Gesangskünste stehen ohnehin außer jeder Diskussion. Nicht umsonst wurde sie von Künstlern von Yoko Ono über Peter Gabriel bis zu den Talking Heads gebucht, wenn die wieder ins Studio wollten.

Die zweite Hälfte der Songs, ohne dass man den Eindruck hat, das Album fiele auseinander, entspricht mehr der New Yorker Avantgarde dieser Zeit. „Design for living“ wird mitgeprägt von Laurie Andersons Violine und Valerie Simpson (Ashford + Simpson) spielt ein gefühlvolles Piano. Patti LaBelle singt Background, die erste Zusammenarbeit der beiden seit sechs Jahren.

Die zweite Seite wird eröffnet vom hypnotischen „Transformation“. Hendryx ruft auf zur Toleranz:

“Fist to glove, lose or win
you live a life of sin, then you’re born again
Trash to art, heart to heart
Big or small, we’re all a part

They’re just transformations
Variations, alternations, deviations
You know, Mother Nature rules us all”

Und Sly Dunbar lässt den Song richtig grooven.

Auf „Run for cover“ lässt Hendryx mit folgenden Zeilen aufhorchen, während Laswell und Beinhorn für den No-Wave-Funk sorgen:

„Lovers in the night air, wearing only moonlight

Will the morning find you in a run for cover

You can´t forget her kiss, only you thought you´d never miss

Is all you can remember as you run for cover”.

Heute lebt Nona Hendryx mit ihrer englischen Lebensgefährtin in New York und engagiert sich für Gay Rights.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ambrosia - s/t

  Ambrosia – s/t 20 th  Century Records 1975 Prog-Rock hatte 1975 für mich – mit 16 Jahren – einen schweren Stand. The Who zeichneten „By Nu...