Circus of Power – Magic & Madness
Columbia Records 1993
Wir schreiben das Jahr 1993: U2 beginnen auf „Zooropa“ mit Elektronik zu experimentieren, Radiohead melden sich mit ihrem Debut für die nächsten zwei Jahrzehnte im Independent an, Tupac, Snoop Dogg und Wu-Tang-Clan etablieren endgültig den Hip-Hop und Nirvana, Pearl Jam und die Smashing Pumpkins räumen im schweren Fach ab.
Circus of Power lieferten seit 1987 zwei Alben mit knochentrockenem Hard-Rock und einer gelegentlichen Verbeugung vor dem Blues-Rock ab. 1993 reagieren sie auf den Zeitgeist, indem sie … nun, eine scharfe Slide-Gitarre in ihren Sound integrieren. Es gibt Bands, die beständig höchste Qualität abliefern, sich selbst treu bleiben und dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – weitgehend unbemerkt bleiben. Das sind die idealen Kandidaten für diesen Blog.
Es existierten bereits zwei erstklassige Alben der fünf New Yorker vor „Magic & Madness“. Neu sind lediglich die Slide-Guitar, ein Hauch Psychedelik und eine knackige, druckvolle Produktion. Das Songwriting war immer hervorragend. Muss man es extra erwähnen, dass sie mit ihrem besten Album völlig untergingen und sich anschließend mangels Plattenvertrag für ein Vierteljahrhundert auflösten?
Der Blick zurück auf „M&M“ lohnt umso mehr. Großartige Riffs tragen die Songs, die Rhythmus-Gitarre treibt nach vorne und die Slide schneidet gelegentlich hinein wie ein heißes Messer in die Butter. Lediglich am vierten Track, „Circles“ schalten sie für die in diesem Fach gebräuchliche Ballade zurück, ansonsten bleibt das Gaspedal meist durchgedrückt. Der für mich beste Titel kommt erst auf Platz 8 der Tracklist. Ein paar Bongos (!) ertönen, doch dann kracht das mächtige Riff hinein. „I guess it´s time to call Mama Tequila“. Und genau wie der mexikanische Agaven-Brand fährt dieser Song voll hinein. So wie das ganze Album.
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