Chris Spedding – Hurt
RKA Records 1977
Man findet den Namen Chris Spedding meist auf der Rückseite oder am Booklet der Platten – dort, wo die Musiker aufgelistet sind. Einige der Künstler, die ihn für ihre Alben geholt haben, in alphabetischer Reihenfolge: Ginger Baker, Jack Bruce, John Cale, Donovan, Brian Eno, Bryan Ferry, Art Garfunkel, Nina Hagen, Elton John, Paul McCartney, Katie Melua, Sex Pistols und Tom Waits. Lediglich bei den Rolling Stones sagte er ab, als sie ihn als Ersatz von Mick Taylor in die Band holen wollten.
Spedding ist, wie man oben sieht, sicherlich ein sehr vielseitiger Gitarrist. Er hat das sogar einmal in einem einzigen Song bewiesen, wo er im Stil von Albert King, Chuck Berry, Jimi Hendrix, Pete Townshend, Keith Richards, Jimmy Page und noch einigen anderen kurze Gitarrensoli aneinanderreihte. Im Grunde aber – und das zeigt sich auf seinen Soloalben – ist er über die mittlerweile mehr als 50-jährige Karriere einfach ein Rock´n´Roller.
Schnörkellosen Lederjacken-Rock, der ein wenig in den Zeitgeist von 1977 hineinschnuppert, spielt er auch auf seinem fünften Solo-Album „Hurt“. Auf der späteren CD-Ausgabe findet sich als Bonus-Track der Beweis in Form der mit den Vibrators ein Jahr vorher eingespielten Single „Pogo Dancing“. Das Album eröffnet er aber mit dem Garland Jeffeys-Cover „Wild in the streets“, das er als geradlinigen Rocker losstürmen lässt. Das darauffolgende „Silver Bullet“ lebt von Speddings wunderschön fließender Gitarrenlinie, die er korrespondierend zur Gesangsmelodie einbaut. Den Text bezeichnete er später als typisch für seine Situation als Rockmusiker, der bereits zu alt für Punk-Rock war, und daher nicht ganz wusste, wohin. „Like a silver bullet, can´t find a gun.“
Dennoch serviert er auf der zweiten Seite des Albums weitere Highlights seiner Karriere. Seine Version von Bo Diddleys „Road Runner“ ist brillant und verleiht dem Song all den Drive, den er verdient. „Mit „Get outa my pagoda“ nähert er sich dem Tempo des Punks, um dann im Titeltrack noch einmal ganz groß aufzuspielen: Auf einem knochentrockenen, zeitlosen Riff aufbauend gesteht er „I can be hurt by love“ und seine Freundin Chrissie Hynde singt Background-Vocals.
Manche stufen sein 76er-Selftitled–Album als bestes seiner Karriere ein, weil es mit „Motorbikin´“ seinen einzigen kleinen Hit (UK Nr. 14) enthält, aber für mich ist „Hurt“ aufgrund der Dichte der exzellenten Songs das Chris Spedding-Album für die Ewigkeit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen