Montag, 14. März 2022

John Otway - Where did I go right?

 

John Otway – Where did I go right?

Polydor 1979

John Otway, die zweite, und zweifellos verdient der „Patron Saint of Losers“, wie er sich später auf einem Album selbst nannte, zwei Einträge. Nach zwei furiosen Alben zusammen mit dem Gitarren-Berserker Wild Willy Barrett trennten sich die beiden trotz eines aufrechten Fünf-Alben-Vertrags mit Polydor.

Otway kam die ursprünglich ins Auge gefasste Band abhanden und Neil Innes, ein ebenfalls mit viel Humor und Monty Python-Vergangenheit gesegneter englischer Musiker, stellte als Produzent stattdessen eine Gruppe von Session-Musikern zusammen, wie Dave Thompson auf AllMusic geringschätzend schreibt. Aber immerhin arbeitete Ollie Halsall, als Gitarrist die Nachfolge von Barrett antretend, schon bei Kevin Ayers, John Cale oder der Beatles-Parodie-Band The Rutles, und Morgan Fisher an den Keyboards hatte unter anderem Mott The Hoople auf seinem Lebenslauf stehen.

„Where did I go right?” weist seltener die manische Energie der ersten beiden Otway + Barrett-Alben auf, aber es überzeugt mit exzellentem Songwriting und überraschenderweise auch mit gefühlvollen Balladen. Mit „It´s a pain“ beinhaltet es aber auch klassischen Otway-Stoff, für mich sogar einer seiner besten Songs in fast 50 Jahren. Fisher treibt den Song mit seinem Boogie-Piano, Halsall zeigt im Solo, dass er sich nicht vor Barrett verstecken muss, und Otway beweist, was ihn einzigartig macht: Er ist einfach John Otway und mehr braucht es nicht. Kein anderer singt wie er. Es würde auch keiner wagen.

Auf der zweiten Seite legt er mit „Frightened and scared“ noch eins drauf. Zuerst säuselt noch der Synthesizer von junger Liebe, doch dann erinnert sich Otway: „Everytime I cared I just got hurt“ und je länger der Song dauert, desto verschreckter und verzweifelter wird er. Ganz großes Kino. Der Abschlusstrack „The Highwayman“ transportiert noch einmal Otways theatralisches Talent und war wie die anderen beiden Songs langjähriger Bestandteil seiner zahlreichen Live-Gigs.

„Where did I go right?” ist vielleicht das konventionellste Album dieses liebenswerten Verrückten, aber das muss nichts Schlechtes bedeuten, wie er hier beweist. Immerhin ist das Songwriting auf hohem Niveau und fast alle Tracks bleiben einem über die Jahrzehnte bestens im Gedächtnis.

Otway kam ein Jahr später noch einmal für ein letztes Album mit Wild Willy Barrett zusammen, doch das ist eine andere Geschichte.



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