Montag, 14. März 2022

The Only Ones - Even Serpents Shine

 

The Only Ones – Even Serpents Shine

CBS 1979

Für mich waren die 1976 gegründeten Only Ones immer sowas wie ein Pendant zur US-Band Television. Beide wurden zu ihrer Zeit als Punk und New Wave gehandelt, passten aber kaum in diese Schublade. So wie der sich selbst nach einem französischen Symbolismus-Lyriker nennende Tom Verlaine neigte auch Only Ones-Gründer Peter Perrett mehr zu poetischen Texten rund um die Themen zerbrochene Liebe, unerwiderte Liebe und hoffnungslose Liebe statt zu Straßenkampfparolen für ein brennendes London.

Beide Bands pflegten das spannungsgeladene Zusammenspiel zweier Gitarren – ein Unding im Punk – und beide Chefs schickten ihre Soli jubilierend himmelwärts. The Only Ones gingen sogar so weit, ein Instrumental als Ausklang mit auf das Album zu nehmen.  Wenn der Gesang mehrstimmig wurde, erinnerte er sicher nicht an Fußballchöre, und Perretts Einsatz seiner Stimme war sehr viel näher bei Lou Reed als bei Johnny Rotten.

Dennoch wurde ihr Debutalbum als Punk gehandelt und der zweite Track „Another girl, another planet“ findet sich noch immer auf manchem Punk-Sampler. Elf Jahre später verschaffte ihnen eine solche Compilation sogar die einzige Charts-Platzierung in den UK-Charts, auch wenn es nur bis Rang 57 ging. In der Folge coverten sogar Bands von Libertines bis Blink 182 den Song, der 1977 noch wenig Beachtung fand.

Ich habe dennoch das zweite Album „Even Serpents Shine“ ausgewählt. Es ist das musikalisch konsistentere Werk. Die Band hatte ihren Stil gefunden und fünf der sechs Songs auf Seite Eins sind fast so gut und eingängig wie „Another girl, another planet“.

Im Erdgeschoss werken der ehemalige Spooky Tooth-Drummer Mike Kellie und Bassist Alan Mair, der auch schon fast 15 Jahre Musikerfahrung am Buckel hatte, und sie verstehen ihr Handwerk perfekt.  Im Obergeschoß mit ausladender Terrasse tanzen die beiden Gitarristen in perfekter Abstimmung und manchmal laden sie ein Klavier oder ein Saxophon zur Party. Das Ganze ist – britisch bleibend – eher im Spannungsfeld zwischen Mott The Hoople und Bill Nelsons Be-Bop Deluxe (man höre sich nur Perretts fließendes Spiel auf „Inbetweens“ samt imitierter Möwe an) als zwischen The Clash und Sex Pistols anzusiedeln.

Ein nicht mehr ganz den eigenen Standard haltendes drittes Album und eine US-Tour als Opener von The Who sollten noch folgen, dann löste sich die Band auf.




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