Pigbag – Dr Heckle and Mr Jive

Y Records 1982
Nach der Revolution durch den Punk war in der Musik plötzlich alles offen; der Post-Punk entwickelte sich in verschiedene Richtungen. Techno, Gothic und Synth-Pop wurden in der New Wave geboren, Jazz, Funk und Disco – letzteres ein absolutes Feindbild im Punk – konnten integriert werden.
Eine reine Instrumental-Band war jedoch sogar im Post-Punk ein Unikat, denn die Texte waren im Punk plötzlich wieder wichtig geworden. Doch Pigbag gingen 1980 genau diesen Weg. Sie nahmen Funk, viel Jazz, Ska und Afro-Beat, ja selbst Samba und Tango, und mischten es mit der Anything-goes-Haltung des Punks. Man stelle sich A Certain Ratio ohne Gesang, aber dafür mit guter Laune vor (ja, ich weiß, das fällt etwas schwer), nachdem sie einige Stunden Jazz und Afro-Beat gehört haben, dann kommt man in die Richtung. Das Ganze war tanzbar und extrem Gute-Laune-fördernd. Der erste Track auf dem Album heißt „Getting up“ und mit dieser Musik fällt selbiges schon sehr viel leichter.
Für einen Moment erfolgreich wurden sie mit ihrem Cover des James-Brown-Hits „Papa´s got a brand new (Pig)Bag“. Dieser Track schaffte es in die Top-Ten der UK-Charts und zur offiziellen Stadion-Hymne des FC Middlesbrough. In der Originalfassung des Debutalbums fand er jedoch keine Aufnahme; erst die CD-Edition beinhaltete ihn als Bonus-Track.
Später stieß eine US-Jazzsängerin zur Band, heiratete sogar ein, doch „Dr Heckle and Mr Jive“ blieb das herausragende Pigbag-Album. Jahrzehnte später sollten sich Bands wie !!! oder LCD Soundsystem ein Stück von diesem Kuchen abschneiden.
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