Montag, 14. März 2022

Rank And File -Long Gone Dead

 

Rank and File – Long Gone Dead

Slash Records 1984

1977 gründeten die Kinman-Brüder Chip und Tony die Punk-Band The Dils, die mit linksradikalen Parolen wie „I hate the Rich“ oder „Class War“ in Kalifornien zur Lokalgröße wurde, und es ins Vorprogramm der Clash bei deren US-Tour schaffte.

Mit einem Abschiedskonzert 1980, bei dem man sich Black Flag dazu holte, löste sich die Band auf, und die Kinman-Brüder gründeten gemeinsam mit Alejandro Escovedo von den „Nuns“ Rank and File. Kein Punk mehr, sondern Country – mit ein paar herzlichen Grüßen aus der eigenen Vergangenheit eingespielt. „Wenn jeder damals sagte, wie blöd Country-Musik sei, dachten wir, das wäre lustig, genau jetzt Country zu machen“, sagte Tony Kinman später zu ihren Motiven.

Auch ein paar andere US-Punks gingen diesen Weg und bald nannte man es Cowpunk – später sollte daraus Americana werden. Die bekannteste Band des neuen Genres waren Jason + Scorchers. Doch während Jason Ringenberg Country-Songs meist in Ramones-Tempo herunterholzte, was auch durchaus seinen Reiz hatte, waren Rank and File sofort näher an den Byrds als an den Dead Kennedys. Alejandro Escovedo verabschiedete sich nach dem Debutalbum and wandte sich seiner bemerkenswerten Solo-Karriere zu.

Die Kinman-Brüder holten sich für die Aufnahmen zum zweiten Album Musiker von Tom Petty´s Heartbreakers bis zur Incredible String Band und gingen noch zwei Schritte weiter. Auf „Long gone dead“ hört man keine laute E-Gitarre mehr, aber dafür Steel Guitar, Banjo und sogar eine Fiddle. Schon „The Dils“ nannte man die „Everly Brothers des Punks“ und hier kultivierten die Kinman-Brüder ihren zweistimmigen Harmoniegesang. Kein Song ist mehr schneller als ihn die Byrds auf „Sweetheart of the Rodeo“ spielten.

Kein Wunder also, dass der Sound dieses Albums sehr nahe bei Gram Parsons oder den Flying Burrito Brothers ist, und auf „Hot Wind“ hört man sogar das Boom-Chicka-Boom-Gitarrenspiel des frühen Johnny Cash.

Was dieses Album aber vor allem ausmacht, ist das Songwriting. Ihr Debutalbum „Sundown“ verfügte mit „Amanda Ruth“ über einen wirklich herausragenden Song. „Long Gone Dead“ hat keinen herausragenden Song mehr, denn neun der zehn Tracks sind auf – allgemein verglichen – herausragendem Niveau. Eingängig, abwechslungsreich und man hört sich auch nach fast vier Jahrzehnten niemals satt.

Gram Parsons, wenn er noch gelebt hätte, hätte sich tief verbeugt. Hier schlüpfte jemand kurz in seine Schuhe und sie waren keineswegs zu groß.




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