Sharks – Jab it in your eye
MCA 1974
Eigentlich bin ich auf die Sharks über meine Liebe zu Free gekommen. Andy Fraser, Bassist von Free und Autor unter anderem von „Alright now“ (für das er laut Drummer Simon Kirke 10 Minuten brauchte), verabschiedete sich 1972 und gründete mit Gitarrist Chris Spedding die Sharks. Für Spedding war es die erste eigene Band, bis dahin war er vor allem als Studio-Musiker für Jack Bruce oder Nilsson tätig, später sollten Alben mit den Sex Pistols , Roxy Music oder Elton John folgen. Sein famoses Solo-Album „Hurt“ war mir einen eigenen Blog-Eintrag wert. Als Sänger wurden Robert Palmer oder Leo Sayer eingeladen, man entschied sich aber letztlich für Steve „Snips“ Parsons, der mit eigenem Song-Material einstieg. Als Drummer wurde ein gewisser Paul Cook gefunden, der vier Jahre später mit den Sex Pistols für zwei Jahre weltberühmt wurde.
Das erste Album „First water“ war eher mittelmässig, der Pontiac Le Mans von Spedding, der mit Haifischkühler und Rückenflossen zum Bandmobil umgebaut worden war, wurde gegen einen Baum gefahren; Fraser verletzte sich dabei an der Hand und stieg aus. Snips und Spedding suchten daher einen neuen Bassisten, ließen Boz Burrell von King Crimson links liegen, der sich interessanterweise dann zwei anderen Mitgliedern von Free anschloss und so Teil von Bad Company wurde. Stattdessen folgte man der Empfehlung von Mick Jagger und holte Busta Cherry Jones in die Band, der vorher für Albert King oder Ike Turner Bass spielte. Jones schrieb einen Song, Snips weitgehend den Rest, und ich blieb in den 70ern trotz Ausstieg von Fraser dran.
Belohnt wurde ich mit dem zweiten Album „Jab it in your eye“. Das Originalcover war grauenhaft bis abschreckend, mein Cut-Out-Exemplar wurde bereits mit etwas erträglicherem Ersatzcover gedruckt. Musikalisch wurde in der Zeit des Glam-Rock eine Mischung aus Hard Rock, Blues und Soul mit eher unkonventionellem Songwriting geboten.
Das Album lebt aber auch von den Fähigkeiten der einzelnen Bad-Mitglieder: Snips` Stimme klingt, als hätte man Rod Stewart zwölf Monate lang in das Firmenhotel von Philip Morris eingesperrt und ihn die letzten drei Winternächte unbekleidet am Balkon ausgesetzt; Jones spielt einen federnden, aus dem Soul kommenden Bass, und Spedding bringt sein akzentuiertes, immer mannschaftsdienliches Gitarrenspiel ein, das von der akustischen Slide bis zum straighten Rock-Riff reicht.
„Just like a fever“ ist nicht der ideale Opener, überhaupt fehlt eine klassische Hitsingle, um dem Album damals kommerzielle Chancen zu geben. Snips´ Songrwriting ist eher komplex und ungewohnt. Erstes Highlight ist der letzte Track auf der ersten Seite – „Kung Fu“. Ein selten blöder Text: „My baby just chopped the coffee table right in two“ , aber Snips schrieb eine eingängige Melodie und Spedding holt den Chinesen aus sich raus.
Auf der zweiten Seite geht es mit “Sophistication” mindestens gleich gut weiter. Der Song rockt, Spedding macht, was er am besten kann, und das kann dann kaum jemand so gut wie er. Angeblich inspirierte er mit dem Riff The Clash zu ihrem größten Hit „Should I stay or should I go“. Und Busta Jones spielt einen treibenden Bass dazu, wie man ihn eher aus dem Funk kennt. Großes Kino.
Die zweite Seite beinhaltet überhaupt die besseren Songs und am Ende wartet ein weiteres Highlight: Spedding zupft seine Akustische und Snips stimmt mit „Revolution of the heart“ eine Ballade an. Langsam setzen die anderen Bandmitglieder ein. Jones spielt einen melodieführenden Andy-Fraser-Bass fast wie in „Mr. Big“, und plötzlich kippt der Song ins Psychedelische. Der talentierte und wandlungsfähige Mr. Spedding macht plötzlich auf Jorma Kaukonen. Alles andere als hitparadentauglich, aber Snips singt „All I ask you is to remember my song “. Und tatsächlich fängt der Natural-Born-Rocker Spedding den Song am Ende noch einmal ein. Wundervoll.
Auch wenn seltsame Leute wie ich in diesem Song Parallelen zu „Stairway to heaven“ sahen, die Wünsche der Plattenfirma, in den Sharks die zweiten Led Zeppelin unter Vertrag zu haben, erfüllten sich ganz und gar nicht. Die Sharks lösten sich auf, bis sich 1995 eine späte Re-Union ergab.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen