Castle Music 2000
Auch wenn ich die Beatles nicht besonders mag – Liverpool war für die Pop- und Rock-Musik immer ein besonderer Ort. 1977 fanden sich drei Teenager kurz zu einer Band zusammen, die den Liverpool-Sound in den 80ern prägen sollten: Ian McCulloch, Julian Cope und Pete Wylie. McCulloch gründete Echo + The Bunnymen, Cope die ebenso wunderbaren A Teardrop Explodes und Pete Wylie mutierte zu Wah!
Sein Debutalbum beinhaltete mit „Seven Minutes to Midnight“ und „Better Scream“ zwei Weltklassesongs, danach folgten eher durchschnittliche Veröffentlichungen unter diversen Bandnamen mit der einzigen Konstante „Wah!“ Mitte der 90er war Wylie buchstäblich am Boden, brach sich Brustkorb und Becken, wobei Rippensplitter nur knapp am Herzen vorbeischrammten.
Ein Mann wie Pete Wylie schöpfte daraus neue Kraft, setzte sich hin und schrieb in Folge die besten Songs seines Lebens. Sony Records legte einen Vorschuss hin, lehnte dann die fertigen Bänder ab und Wylie brauchte zwei Jahre, um die Rechte zurückzubekommen, und seine Musik bei Castle Music veröffentlichen zu können.
Er eröffnet das Album mit den Worten: „My name is Wylie, this is the Mighty Wah!“ Und „mighty“ ist dieses Album in der Tat. Mit „Songs of Strength and Heartbreak“ lieferte sein Opus Magnum ab: Songs mit so viel Größe, Herzblut und Leidenschaft findet man nur ganz selten.
Instrumentiert im Breitwand-Sound fast wie im alten Phil Spector-Stil bringt er persönliche Texte, die uns anrühren (“I was never loved as a child” oder „I’ve nothing else left in reserve, so leave me here to eat myself alive down to the bone – alone alone alone“). Programmatisch dann „Heart as big as my hometown – heart as big as Liverpool“. Und wenn man den Song hört, weiß man, dass der Mann kein bisschen übertreibt.
So viel himmelstürmende Leidenschaft hörte man vorher und nachher kaum einmal – früher vielleicht noch in Soul und Blues. Aber Pete Wylie breitet uns hier sein stadtgroßes Herz aus, schneidet es in elf Stücke und verpackt es in wunderbare Melodien. Kein einziger Song fällt ab und etliche sind ganz großes Breitwandkino. Das beste Manic Street Preachers Album, das je erschienen ist, und ich kann mich auch nach 20 Jahren nicht daran satt hören.
In „The Return of Rock and Roll“ schreibt er sogar sein Rezept für das Album hinein: „The sound, the fury, the ideal, the force of what you feel“. Genau das ist diese Musik!
Noch heute spielen sie im Stadion des FC Liverpool seine Stadthymne „Heart as big as Liverpool“ und sie wissen genau, warum. Pete Wylie ist ebenso Liverpool wie die Beatles.
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