Dogs Die In Hot Cars – Please Describe Yourself
V2 Music 2004
1995 war die britische Band Elastica noch allein, als sie sich stark von der New Wave-Musik der späten 70er-Jahre beeinflussen ließ. The Fall, The Stranglers und Wire hießen die großen Vorbilder der Band um Justine Frischmann.
2004 kam dann Franz Ferdinand mit einer Mischung aus Orange Juice und Gang of Four und die Single „Take me out“ marschierte auf Platz 3 der UK-Charts. Bands wie die Kaiser Chiefs oder Maximo Park folgten fast im Wochentakt und das Post-Punk-Revival war perfekt. Der Rolling Stone listete am Ende des Jahres die Top 10 jener Bands, die wie Gang of Four klangen. Gang of Four selbst landeten auf Platz 7. Epigonen? Ja, natürlich, aber klingt das erste Franz Ferdinand-Album deshalb schlechter oder weniger spannend?
Zur gleichen Zeit in den USA orientierte man sich mehr an Joy Division, die als Inspiration für Bands von Interpol, Radio 4 oder The Walkmen diente, während im Vereinigten Königreich die Editors auf den gleichen Zug aufsprangen.
Erstaunlich wenige dieser jungen Bands orientierten sich an einem anderen Giganten der New Wave – an XTC. Hot Hot Heat gingen ein Stück in diese Richtung und auch bei den Futureheads hört man ein wenig von der englischen Band um Andy Partridge und Colin Moulding heraus. Doch nirgendwo klang die Liebe zu XTC so deutlich durch wie bei Dogs Die In Hot Cars. Ein Song wie „Celebrity Sanctum“ könnte ein unveröffentlichter Track der XTC-Recording-Sessions von „Black Sea“ oder „English Settlement“ sein. Sogar der Sänger von DDIHC klingt fast wie Andy Partridge, wenn er über seine Verehrung von Catherine Zeta-Jones und Angelina Jolie singt. Bei einem Songtitel wie „Apples and Oranges“ ist es ziemlich evident, dass man sich vorher am XTC-Album „Oranges and Lemons“ satt gehört hat.
Dabei wurde die schottische Band mit dem, nun ja, sagen wir freundlicherweise ungewöhnlichen Namen bereits 1997 gegründet, aber erst 2004 im New Wave-Revival schafften sie es zu einem Plattenvertrag. Sie hatten also sieben Jahre Zeit, um ihre besten Songs zu sammeln und das hört man. Mindestens die Hälfte der Tracks sind Ohrwürmer, wenn man ihnen – wie bei einem guten XTC-Song – die Chance von drei, vier Durchläufen gibt. Und einfallsreich arrangiert wie bei ihren großen Vorbildern versteht sich fast von selbst. Die Produzenten Clive Langer und Alan Winstanley, die bereits für Madness oder die Dexy´s Midnight Runners gearbeitet hatten, waren wohl auch eine Hilfe beim frischen und abwechslungsreichen Sound.
Fairerweise muss man sagen, dass etwa das Eröffnungslied „I love you ´cause I have to“, das es immerhin Platz 32 der UK-Charts schaffte, auf einem schnellen Ska-Rhythmus wie bei den frühen Madness basiert und auch ein wenig Blur kann man in ein, zwei Stücken heraushören. Und seltsamerweise nannte die Band als ihre Einflüsse die Beatles, die Talking Heads, Red Hot Chili Peppers (?) und Nirvana (???). Vielleicht war es auch nur Ablenkung oder seltsamer Humor.
Das Album macht jedenfalls sehr viel Freude, wenn man XTC mag. Und nahezu niemand kann XTC nicht mögen, wenn man sie einmal kennen gelernt hat. Außer jene, die XTC lieben, natürlich. Für die wird „Please describe yourself“ wie der Besuch eines alten, besonders lieben, aber länger nicht gesehenen Freunds wirken. Ein wenig hat er sich natürlich verändert in all den Jahren, aber nach ein, zwei Minuten spürt man bereits die alte Sympathie.
Leider blieb es bei diesem einen Besuch des alten Freunds. Bei den Aufnahmen zum zweiten Album zerstritt sich die Band und löste sich auf.
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