Blümchen Blau – Wie die Tiere
Atom 1982
Ein wenig Lokalpatriotismus sei – kurz vor dem Abschluss der 100 Meisterwerke – erlaubt. Die Zeiten, in denen Österreich die Musikszene dominierte, sind spätestens seit Gustav Mahler und Franz Liszt vorbei, und auch „Rock me Amadeus“, Falcos einziger Nummer-Eins-Hit in den USA, ist bald 40 Jahre alt.
Beim Rest leidet die internationale Vermarktbarkeit auch oft am Einsatz der deutschen Sprache, die von Till Lindemann mit rollendem „Rrrr“ intoniert werden muss, um von New York bis Tokio massentauglich zu werden. Blümchen Blau kamen nicht einmal ansatzweise in die Verlegenheit, sich mit den Kriterien für internationalen Erfolg beschäftigen zu müssen. Sie waren eine Band des Jahres 1982, eine Band der Neuen Deutschen Welle. Allerdings jeweils eine der besten.
Im Sound finden sich Ska-Rhythmen, billige Casio-Töne und Gang of Four-Gitarren, also lauter wohlbekannte Zutaten der NDW, und dennoch klingt es immer eigenständig, originell. Ein Teil liegt an den Kompositionen, die eingängig und schräg mühelos verschmelzen. Der zweite Teil liegt am Gesang von Josef Fencs, der die Leise-Laut-Dynamik des Grunge ein wenig vorweg nahm, und sie mit der Exaltiertheit einer Nina Hagen kombinierte. Dazu passten Texte wie „Wir bauen ein Haus. Und fällt der Strom aus? Na, lass den Strom doch fallen. Ja, solange über uns der Himmel, kann uns nichts geschehen.“ Sätze von Asterix ´scher Weisheit.
Blümchen Blau wurde 1981 gegründet und die erste Single, eine Up-Tempo- Version von Hans Albers´ “Flieger“, war gleich erfolgreich genug, dass ein Album folgen sollte. 12 Songs, ohne „Flieger“, aber mit „Tiere“, „Wir spielen“ oder „Weihnachtsmann“ finden sich darauf einige mit vergleichbarem Format. Abgemischt von Pyrolator, dem musikalischem Mastermind der deutschen NDW-Band „Der Plan“. Konzerte von Norddeutschland bis zur Schweiz folgen und ein Film mit den Töchtern von Tony Curtis und Angelika Kaufmann wird gedreht.
Doch das Album bleibt in den Plattenläden liegen und wenige Monate später sind Blümchen Blau Geschichte. 15 Minutes of Fame, wie sie laut Andy Warhol jedem zustehen. In diesem Fall sind sie eindeutig zu kurz ausgefallen.
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