The Blue Nile – A Walk Across The Rooftops
Linn Records 1983
Es ist vordergründig wenig Außergewöhnliches an dieser Musik. Außer der Qualität der sieben Songs und der Atmosphäre, die sie schaffen. Beide sind so phänomenal, dass dieses Album doch einzigartig wird.
Es ist keine Musik zum Nebenbei-Hören, keine für das Autoradio oder während man durch die Straßen der Stadt geht. Es ist Musik für einen ruhigen, leicht melancholischen Abend, an dem man diesen Tönen die volle Aufmerksamkeit schenken kann. Sie fordert diese auch ein – wie ein voller Rotwein oder ein Single Malt, der keine Ablenkung duldet, sondern alle Sinneswahrnehmung an sich reißt.
Diese Aufmerksamkeit dankt einen diese Musik mit beispielloser Atmosphäre, mit vorher ungehörten Nuancen. Das alles ist ein ruhiger, langer Fluss und dennoch genießt man jeden Ausblick, jede Biegung. Pure Schönheit, mit einer kräftigen Prise Schwermut versetzt.
Drei junge Schotten haben zeitlose und altersweise Schönheit geschaffen. Keiner von ihnen griff auf eine musikalische Ausbildung zurück, als sie dieses Debut-Album einspielten. Sie kompensierten das durch Kreativität und viele 16-Stunden-Tage im Studio. Der schottische Nobel-Hi-Fi-Anbieter Linn gründete ein eigenes Label, um diese Musik herausbringen zu können.
Elektronik, Ambient, Blue-Eyed-Soul, ein wenig 80er Synth-Pop. Diese Labels lassen sich finden, wenn man unbedingt suchen will, und doch passen sie nicht. Keine Drums, kaum Gitarre. Ein paar gezupfte Streichinstrumente hier, ein sparsames Klavier dort, in der Mitte ein ungewöhnlicher Bass und ein geräuschesuchender Synthesizer. Dazwischen viel Platz und darüber Paul Buchanans warme Stimme, die nach so viel mehr Lebenserfahrung klingt als er mit 27 Jahren haben konnte.
Man weiß nicht, wo man diese Band in seine Plattensammlung einreihen soll. Bei mir steht sie zwischen This Heat und Beth Gibbons, aber eigentlich bräuchte sie links und rechts einige Zentimeter Respektabstand. Peter Gabriel hat angeblich dieses Album schachtelweise geordert, um es an alle zu verschenken, die ihm etwas bedeuteten.
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